Wusstet ihr, dass in der Nordsee Methan austritt?

 

Ich bin da gerade bei der Recherche zu einer Story drauf gestoßen (Quelle: Greenpeace).

An einer alten Bohrstelle, einem sogenannten Blowout-Leck aus den 1990-ern, entweichen jedes Jahr rund 300.000 Tonnen Methan ins Meer und in die Atmosphäre. Außerdem gibt es noch viele weitere kleine Lecks und den normale Betrieb der Ölplattformen. Dies alles setzt zusätzlich 80.000 bis 100.000 Tonnen Methan pro Jahr frei.

 

Was bedeutet das für unser Klima?

 

Methan ist ein extrem starkes Treibhausgas. Aber wie stark genau, hängt davon ab, über welchen Zeitraum man seine Wirkung betrachtet:

Über 100 Jahre (das nennt man GWP100) ist Methan etwa 28-mal schädlicher als CO₂.

Über 20 Jahre (GWP20) ist Methan sogar 80-mal schädlicher. Denn Methan heizt die Atmosphäre sofort viel stärker auf, zerfällt aber nach etwa 12 Jahren wieder. Gerade für die kommenden Jahrzehnte, die für das Klima entscheidend sind, ist dieser kurzfristige Effekt wichtig.

Wenn man alle Lecks zusammennimmt, kommt man auf jährlich ca. 380 000 bis 400 000 Tonnen Methan.

 

Rechnet man das um:

Mit dem GWP100 (28-fach schädlicher) entspricht das rund 10 bis 11 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent pro Jahr. Das sind so viele Emissionen wie etwa 3,5 Millionen Autos.

Mit dem GWP20 (80-fach schädlicher) sind es sogar über 30 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent und somit entspricht das dem Ausstoß von mehr als 10 Millionen Autos!

 

Und das passiert jedes Jahr, ohne dass jemand ernsthaft eingreift.

Ich verstehe nicht, warum sich da keiner drum kümmert und etwas dagegen tut.

 

Ich weiß, dass durch das Tauen des Permafrosts in der Arktis (Skandinavien, Sibirien ...) auch Methan austritt. Dieses Problem habe ich in meinem SF-Lappland-Triller eingearbeitet:

 

Skábma - Das Nanobot-Experiment

 

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Willkommen in Gilead? – Die Trump-USA und die düsteren Parallelen zu The Handmaid’s Tale

 

Kennst du das Buch oder die Serie The Handmaid’s Tale (Der Bericht der Magd)?
 

Ich habe zwar die Serie noch nicht zu Ende geguckt, aber kürzlich das Buch gelesen. In diesem dystopischen Klassiker von Margaret Atwoods wird eine erschreckende Zukunft beschrieben: Die Vereinigten Staaten existieren nicht mehr sondern an ihrer Stelle herrscht der totalitäre Gottesstaat Gilead. Die Gesellschaft mit ihren Regeln und Gesetzen orientiert sich an einer extremistischen Auslegung der Bibel, an deren Spitze eine männliche Elitegruppe steht, die Bildung, Meinungsfreiheit und Selbstbestimmung unterdrückt. Besonders Frauen werden dort vollständig entrechtet. Sie dürfen nicht arbeiten, nicht lesen und auch nicht über ihren eigenen Körper bestimmen. Fruchtbare Frauen werden versklavt und als sogenannte Mägde müssen sie hochrangigen Männern Kinder gebären. Ihre Körper gehören dem Staat.

Man könnte meinen, so etwas gibt es nur in der Fiktion. Aber schon beim Lesen ploppten aktuelle Schlagzeilen vor meinem inneren Auge auf: Abtreibungsverbot in Alabama, Trump hat ein Dekret zur Zerschlagung des Bildungsministeriums unterzeichnet, Meldegesetz in konservativen US-Staaten…

Leider ist das nicht bloß eine finstere Zukunftsvision, sondern heute in Teilen der USA Realität geworden, oder auf dem besten Weg dorthin. Wirklich gruselig.

 

Frauenrechte unter Beschuss – Der Körper als staatliches Eigentum?

 

Seit Donald Trump im Januar 2025 zum zweiten Mal Präsident wurde, offenbarten sich die Anzeichen für einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Rückschritt – insbesondere für Frauen. Schon während seiner ersten Amtszeit hatte Trump ultrakonservative Richter*innen in höchste Gerichte berufen, die später das historische Urteil Roe vs. Wade kippten, das Frauen das Recht auf Abtreibung garantierte.

Heute, im Jahr 2025, sind Schwangerschaftsabbrüche in mehreren Bundesstaaten nahezu vollständig verboten – selbst nach Vergewaltigung oder Inzest. Besorgniserregend ist, dass konservative Richter des Supreme Court nun auch andere Grundrechte, wie das Recht auf Verhütung oder sexuelle Freiheit, infrage stellen könnten. Diese Entwicklung wird durch eine konservative Mehrheit im Gericht begünstigt, die die Verfassung strikt nach ihrem ursprünglichen Wortlaut auslegt. Genauso ist es in Gilead, wo selektive Stellen der Bibel extremistisch ausgelegt werden. Und genau wie in Gilead, wird es auch in Alabama, Arkansas, Idaho, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Missouri, South Dakota, Tennessee, Texas und West Virginia zur Realität: Frauen verlieren zunehmend die Kontrolle über ihre reproduktiven Rechte.

Gesetze wie in Missouri ermöglichen es sogar, Auslandsreisen zur Abtreibung zu kriminalisieren – ganz wie in Gilead, wo Flucht streng bestraft wird. Ärzt:innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, drohen jahrelange Haftstrafen. Frauen, die über ihren Körper selbst entscheiden wollen, müssen dafür oft hunderte Kilometer reisen oder riskieren ihr Leben bei illegalen Eingriffen. Das Recht auf körperliche Selbstbestimmung wird Schritt für Schritt ausgehöhlt – ganz so, wie in Gilead. Dort entscheidet der Staat über die Fortpflanzung, nicht die Frau. Und auch heute scheint die Politik genau dorthin zu steuern.

 

Links:

Beck-aktuell

deutschlandfunkkultur

 

 

Der Staat als Geburtenplaner

 

Noch schockierender ist Trumps jüngste Ankündigung, einen verpflichtenden „Menstruationsunterricht“ für Mädchen in Schulen einzuführen. Offiziell soll er der „Aufklärung“ dienen, aber man braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass er in Wahrheit Teil eines Plans zur Steigerung der Geburtenrate in weißen, christlichen Familien ist. Frauen sollen wieder „ihre natürlichen Rolle“ als Mütter einnehmen und das nicht aus freier Entscheidung, sondern als patriotische Pflicht. Wie in Gilead wird die Gebärfähigkeit zur nationalen Ressource erklärt, Fruchtbarkeit zum politischen Faktor.

Die Aussagen von Donald Trump, J.D. Vance und Nick Fuentes zeigen eine gefährliche Rückkehr zu einem patriarchalen Weltbild, das Frauen systematisch abwertet, kontrolliert und entmündigt. Wenn Trump damit prahlt, Frauen ungefragt anfassen zu können („Grab ’em by the pussy“) oder erklärt, er werde sie „beschützen, ob sie es mögen oder nicht“, spricht daraus nicht Fürsorge, sondern eine tief verwurzelte Missachtung weiblicher Selbstbestimmung. Ähnlich entlarvend sind die Äußerungen von J.D. Vance, der kinderlose Frauen abwertend als „kinderlose Katzen-Frauen“ bezeichnet und ihnen weniger politische Teilhabe zugestehen will – ein direkter Angriff auf das demokratische Prinzip der Gleichberechtigung. Nick Fuentes schließlich reduziert Frauen auf biologische Funktionen („Baby-Maschinen“) und verspottet ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung mit Sätzen wie „Your body, my choice“. Diese Äußerungen stehen nicht isoliert – sie sind Ausdruck eines sich verfestigenden, weißen Patriarchats in den USA, das Frauenrechte rückabwickeln will und eine Gesellschaftsordnung anstrebt, in der Frauen wieder primär als Mütter, Objekte oder Besitz gedacht werden. Die Vorstellung, Frauen durch Zwang „beschützen“ zu wollen, ihr politisches Mitspracherecht an Mutterschaft zu knüpfen oder sie als „Baby-Maschinen“ zu bezeichnen, spiegelt genau dieselbe Logik wider, wie in Gilead die autoritäre Geschlechterordnung legitimiert wird.

 

Links:

ms-magazine

WDR

ZDF

 

 

Bildung unter Beschuss

 

In Gilead war Bildung für Frauen verboten. Sie sollten nicht lesen, nicht denken, sondern gehorchen. Auch Trump und seine Jünger wollen eine derartige autoritäre Kontrolle über Wissen und Bildung erlangen.

In republikanisch regierten Bundesstaaten mehren sich Eingriffe in die Bildungsfreiheit. Lehrpläne werden umgeschrieben, Bücher verbannt, Gender- und Diversitätsthemen gestrichen. Besonders betroffen sind Inhalte über Rassismus, Kolonialismus und queere Lebensrealitäten. Lehrer*innen, die sich nicht beugen, verlieren ihre Jobs oder werden öffentlich diffamiert.

Auch das Militär wurde angewiesen, Bücher aus ihren Bibliotheksbeständen zu entfernen, die z.B. Themen wie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion behandeln.

Bildungsinstitute, die sich gegen die Trump-Politik wehren, geraden unter Beschuss, wie man gerade am Fall der Harvard-Universität sehen kann.

 

Links:

Zeit

Lehrer-News

Watson

 

 

Wissen ist gefährlich – besonders für Frauen
 

Schon in The Handmaid’s Tale ist Bildung für Frauen verboten. Denn eine informierte, denkende Frau ist schwerer zu kontrollieren. Auch in den USA beobachten wir heute, wie gezielt Einfluss auf Lehrpläne genommen wird, um patriarchale Machtstrukturen aufrechtzuerhalten und Frauenerechte, queere Rechte und Rechte von Minderheiten zu unterdrücken. Der Kampf um das Recht auf Bildung wird oft unterschätzt – doch er ist von großer Bedeutung. Denn wer entscheidet, was gelehrt wird, entscheidet auch, wie künftige Generationen denken. Und genau deshalb ist dieser Kampf in Gilead schon längst gewonnen – und in den USA vielleicht gerade erst voll entbrannt.

Die Rückkehr der alten Ordnung

Was wir derzeit in den USA beobachten, ist kein bloßer politischer Kurswechsel – es ist der orchestrierte Versuch, Frauen systematisch auf ihre biologische Rolle zu reduzieren und männliche Vorherrschaft gesetzlich zu zementieren. Frauen sollen wieder vorrangig gebären, gehorchen und verschwinden – aus Machtpositionen, aus der Öffentlichkeit, aus dem gesellschaftlichen Diskurs. Rechte, für die Generationen gekämpft haben – auch meine Generation – werden rückgängig gemacht, nicht aus Unwissen, sondern aus Kalkül. Gilead ist keine ferne Dystopie mehr, sondern eine beängstigend reale Blaupause.

 

Und hier bei uns in Deutschland?

 

Auch hierzulande sind ähnliche Tendenzen zu beobachten. Die AfD stellt immer wieder die Gleichstellungspolitik infrage und fordert in ihrem Parteiprogramm eine „stärkere Fokussierung auf die klassische Familie“, in der Frauen vor allem als Mütter und Ehefrauen vorgesehen sind. Genderforschung soll aus den Universitäten verbannt, Gleichstellungsbeauftragte abgeschafft und die Förderung von Alleinerziehenden gekürzt werden. Gleichzeitig hetzen Parteivertreter gegen queere Lebensentwürfe und feministische Initiativen. Diese Programmatik zielt – genau wie in den USA – auf eine Rückabwicklung emanzipatorischer Errungenschaften. Es geht um Kontrolle, um Deutungshoheit und um die Wiederherstellung einer vermeintlich „natürlichen Ordnung“, in der das weiße, männliche Patriarchat wieder unangefochten herrscht. Die Gefahr ist real – und sie wächst nicht nur auf der anderen Seite des Atlantiks. Und wenn wir nicht aufpassen, wird das rote Kleid der Mägde bald kein Symbol der Warnung mehr sein – sondern der Realität.

 

Die Dystopie beginnt nicht mit einem Putsch.

Sie beginnt mit einem Gesetz.

Dann mit einem zweiten.

Dann mit der Gewöhnung.

 

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Cyborg – Von der Fiktion zur Realität


Cyborg – was ist das eigentlich? Im Allgemeinen verstehen wir darunter einen Menschen, der durch technische Implantate aufgerüsteten wurde. In der Literatur tauchten diese Mischwesen schon länger auf, doch der Name wurde erst von Wissenschaftlern in den 1960-er Jahren geprägt. Das war die Zeit, als sich die Menschen in den Weltraum aufmachten. Die Bedingungen außerhalb unserer schützenden Atmosphäre sind für einen normalen Menschen lebensfeindlich. Deshalb überlegten sich die zwei Wissenschaftler Manfred E. Clynes und Nathan S. Kline, wie sie den Menschen an die Bedingungen des Weltalls anpassen könnten. Ihr Projekt gab es zwar nur in der Theorie und wurde nie umgesetzt, doch der Name, dem sie so einem Mensch-Maschinen-Hybriden gaben, blieb: Cyborg. Er wurde aus dem englischen Begriff cybernetic organism – also kybernetischer Organismus – abgeleitet.

 

Cybernetic Organism
 

Natürlich gab es schon geraume Zeit Hilfsmittel, die die Menschen einsetzten, um Verletzungen oder andere Unzulänglichkeiten zu kompensieren. Ob jedoch ein Hörgerät, eine Brille oder eine einfache Hand- oder Beinprothese einen Menschen zum Cyborg machen, sei dahingestellt. Selbst ein Herzschrittmacher, mit Sicherheit ein recht tiefgreifendes technisches Element im menschlichen Körper, würden die meisten Menschen nicht als eine derartige Modifikation ansehen, die die Bezeichnung rechtfertigen würde. Aber was macht ein Cyborg aus und gibt es sie tatsächlich schon?

 

Wir stellen uns so einen Cyborg natürlich viel anders vor, mit Superkräften und Superfähigkeiten. Vorbilder dafür gibt es in der Science Fiction zur Genüge. Cyborgs, die Mensch-Maschine-Hybriden, waren und sind Thema in zahlreichen Filmen und Büchern, meist mit negativer Konnotation. In Mangas, wie z.B. Ghost in the Shell, Cyborg 009 oder Gunslinger Girl begegnen sie uns als Killer. Ebenso der Killer-Cyborg als Gegenspieler von Superman im DC-Comic-Universum. Die Teen-Titans allerdings sind in ihrer Comic-Welt nicht als Killer sondern als Beschützer unterwegs.

Kaputte Cyborg-Typen, die nicht als perfekte Killermaschinen durch ihr Universum rennen, sondern eher mit den Tücken des Alltags zu kämpfen haben, beschreibt z.B. William Gibson 1984 in seiner Neuromancer-Trilogie und auch Andreas Eschbach 2003 in seinem Roman Der letzte seiner Art. Die Charaktere in diesen Storys haben eher wenig Freude an ihren technischen Modifikationen.

Auch auf der Leinwand sind uns schon öfters Cyborgs begegnet. Sei es 1973 Der-Sechs-Millionen-Dollar-Mann, 1987 und 2014 RoboCop, 1992 Universal Soldier, 2009 Marcus Wright in Terminator – Die Erlösung oder 2013 Max Da Costa in Elysium.

 

Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann

 

In den meisten Darstellungen von Cyborgs geht es um das Aufrüsten von Menschen, um daraus Supersoldaten zu machen. Aber in einigen Storys wird auch die negative Seite dieser Medaille angesprochen, wenn nämlich etwas schief geht. Der letzte seiner Art z.B. beschreibt einen Cyborg, der keineswegs ein heldenhafter Krieger ist, sondern ein bedauernswertes Versuchskaninchen. Für die damalige Zeit waren die Ideen von Eschbach sehr realistisch gehalten und wirkte gar nicht so futuristisch. Dem Protagonisten des Romans wurden einige Organe entnommen, z.B.  den Darm, um Platz für die Hightech-Geräte zu schaffen, die ihn zu einem Supersoldaten machen sollten. Somit konnte er nur noch Spezialnahrung zu sich nehmen. Zudem versagten, wie bei einem alten Auto, regelmäßig seine Systeme. So super war das mit dem Supersoldaten dann also doch nicht.

 

Aber wie realistisch sind die Ideen der Autor*innen bezogen auf unsere heutige Zeit? Was davon ist heute schon machbar? Könnten wir einen Supermenschen oder Supersoldaten erschaffen? Oder gibt es sie vielleicht schon?

 

Herzschrittmacher und Defibrillatoren
 

Prothesen und Implantate sind gängige, fast schon alltägliche, medizinische Verfahren, um Menschen mehr Lebensqualität zu verschaffen. Es gibt implantierte künstliche Hüften und Gelenke, die zerstörte Knochen ersetzen. Auch künstliche Sehnen und Bänder können in den menschlichen Körper transplantiert werden. All das könnte sicherlich durch den Einsatz entsprechender Materialien dazu genutzt werden, um das menschliche Skelett widerstandsfähiger und leistungsfähiger zu machen.

Die Funktion des Herzens kann durch künstliche Herzklappen, Herzschrittmacher und implantierte Defibrillatoren unterstützt und beeinflusst werden. Unter bestimmten Umständen kann also der Mensch bei einem Herzstillstand automatisch widerbelebt werden. Doch all das lässt uns noch nicht wirklich das Gefühl aufkommen, dass Menschen mit diesen medizinischen Hilfsmitteln Cyborgs wären, da diese „Ersatzteile“ meist nur einzeln angewendet werden. Sie sollen kranken Menschen helfen, ein möglichst normales Leben zu führen.

Cochlea-Implantate und Retina-Implantate muten da schon viel futuristischer an, denn sie greifen nicht in die Motorik des Menschen ein, sondern in seine Sinne. Ersteres kann taube Menschen wieder hören lassen und zweiteres sollte Blinde sehen lassen. Beim Cochlea-Implantat wird der Hörnerv elektrisch erregt und bei der Steigerung davon – dem Hirnstamm-Implantat – ein Areal im Gehirn. Patienten sind nach intensivem Training in der Lage, wieder zu hören. Retina-Implantate sind Sehprothesen, die durch Microchips und Elektroden, Signale an den Sehnerv weiterleiten, wodurch Patienten wieder sehen können sollten. Dabei werden winzige Chips direkt auf die Netzhaut aufgebracht. Leider hat diese Technik nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Doch die Forschungen gehen weiter. Wenn wir uns also einen Cyborg „basteln“ wollten, könnte man diese Implantate sicherlich dazu benutzen, damit der Supermensch Geräusche hören kann, die sehr leise oder weit weg sind. Ebenfalls könnte man sich vorstellen, eine Sehprothese so weit zu modifizieren, dass er im Infrarotbereich sehen könnte.

So richtig futuristisch wird es, wenn man sich die Fortschritte bei gedankengesteuerten Prothesen ansieht. Das entspricht schon sehr genau unserer Vorstellung eines Cyborgs. In Wien wurde eine Armprothese entwickelt, die direkt mit den Nervenbahnen des Patienten gekoppelt ist, der dann den bionischen Arm bewegen kann, als wäre es sein eigener. Auch für Querschnittsgelähmte werden Chips entwickelt, die es ermöglichen sollen, dass die Patient*innen wieder laufen können, indem die unterbrochene Stelle des Rückenmarks mit diesen Leitern überbrückt wird.

 

Schnittstellen zwischen Mensch und Computer

 

Noch spannender oder vielleicht auch gruseliger wird es, wenn in Menschen Chips implantiert werden und sie somit auf gewisse Weise zu einem Computer mutieren. Schon 2015 gab es Berichte darüber, dass in Schweden Chips in die Hände implantiert werden, um bargeldlos zu zahlen, oder Türen zu öffnen. Mittlerweile wird diese Technologie in vielen Staaten angewandt. In Deutschland tragen schon etwa 3500 Menschen einen derartigen Chip unter der Haut. Auch das von Elon Musk vorgestellte Brain-Computer-Interface – ein Chip im Gehirn, der die Kommunikation mit Computer ermöglichen soll – mutet an, wie aus einem Science-Fiction-Roman. Diese Technik wird jedoch wirklich entwickelt und besteht nicht nur auf dem Reißbrett.

 

Solange die technische Aufrüstung zur Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität dient, empfinden wir diesen Fortschritt sicherlich als positiv. Doch gibt es immer die Ausnutzung der wissenschaftlichen Errungenschaften in der Militärtechnik. Und dann kommen wir dem Supersoldaten-Cyborg immer näher. In den USA wird tatsächlich schon seit Jahren an Techniken geforscht, die eben nicht der Lebensqualität kranker oder verletzter Menschen dienen soll, sondern die Kampffähigkeit von Soldaten verbessern. Mikroskopisch kleine Superimplantate an Nerven sollen Schmerz ausschalten, Blutungen stoppen, Organe wiederbeleben, Ermüdungsgefühle unterdrücken, Vergiftungen durch beschleunigte Leberfunktion bekämpfen, die Herzfrequenz herunterregeln, um beim Schießen besser zu treffen. Ein von Geschossen zerfetzter Soldat soll also in die Lage versetzt werden, wie ein gefühlloser Roboter, einfach weiter kämpfen zu können.

Wenn man sich diese Techniken vor Augen führt, falls sie wirklich irgendwann zum Einsatz kommen sollten, sind wir genau in diesen Welten, die in den oben erwähnten Filmen und Büchern beschrieben wurden. Hier bewegen wir uns nun tatsächlich auf den Bahnen, die die Science-Fiction-Autor*innen ausgelegt haben. Der Mensch verschmilzt mit der Maschine – und das nicht fiktiv, sondern durchaus real. Die Techniken sind vorhanden oder in Entwicklung. Die Frage ist, was wir daraus machen werden.

 

Cyborg e.V.

 

Zumindest in Deutschland ist die Beschäftigung mit dem Thema friedlicher Art. Es gibt sogar einen Verein – den Cyborgs e.V. – der sich mit der Förderung und kritischen Begleitung der Verschmelzung von Mensch und Technik beschäftigt. Eins seiner Anliegen ist u.a. „Das Bild des Cyborg als willenlose Kampfmaschine in der Öffentlichkeit zu korrigieren.“

Auch gibt es Studiengänge, die sich mit der Schnittstelle des Menschen zur Technik beschäftigen. An der Hochschule Rhein-Ruhr in Bottrop kann man Mensch-Technik-Interaktion studieren. Dort werden zwar keine Cyborgs konstruiert, sondern es geht um die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine sowie Usability. Aber letztendlich eben um die Schnittstelle zwischen Mensch und Technik, was ebenso in der Medizintechnik angewendet werden kann.

 

Ich denke, dass bei aller SF-Fantasie sicherlich in jeder neuen Technik Risiken und Chancen liegen. Hoffen wir, dass die Menschen die Chancen sehen und nutzen und die Cyborg-Technologien zum Wohle aller einsetzen und nicht zur Kriegsführung.

 

Der Koloss aus dem Orbit

 

Meine Erzählung Der Koloss aus dem Orbit, die im EXODUS-Magazin erschien, erhielt 2020 den Kurd-Laßwitz-Preis.

 

Aus dieser Erzählung entstand mein Science-Fiction-Roman Der Koloss aus dem Orbit, der im September 2021 im Verlag Plan 9 erschien. Darin habe ich viele der hier aufgeführten Cyborg-Technologien eingeflochten. Die Protagonisten Dysti und Xell haben beide technische Implantate, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Bei Xell sind es technische Aufrüstungen nach einer lebensgefährlichen Verletzung, die ihn zum Supersoldaten machen sollten. Dysti dagegen hatte sich einen Chip ins Hirn pflanzen lassen, der sie jederzeit mit dem Internet verband. Damit wollte sie ihre Karriere als Journalistin pushen. Natürlich entsprachen die Resultate der Aufrüstungen nicht wirklich den Erwartungen. Der Roman beschäftigt sich u.a. mit der Frage: Wo ist die Grenze zwischen Mensch und Maschine? 

 

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